Restaurierung des barocken Heiligen Grabes in der Stiftskirche Herzogenburg, NÖ

Projekt

Das barocke Heilige Grab des Stiftes Herzogenburg wurde einer zwei Jahre umfassenden Restaurierung unterzogen. Es besteht aus einer Vielzahl von Materialien, die von den jeweiligen Fachrestauratoren bearbeitet wurden. Aufgrund der Komplexität dieses Vorhabens war eine enge Zusammenarbeit der einzelnen Fachrichtungen gefordert.

Das Heilige Grab besteht zu einem Gutteil aus mit Leimfarbe bemalten Textilien. Deren Restaurierung erforderte sowohl Massnahmen der Gemälde- wie auch der Textilrestaurierung. Das Gemäldeteam setzte sich zusammen aus Gerda Kawka (Projektleitung), Marlies Allmair sowie Maria Pachovsky. Bearbeitungszeitraum: 2017/18

Die Tradition der Heiligen Gräber

Darstellungen des Grabes Christi in Form einer Nachbildung der Grabeskirche sind seit der Spätantike verbreitet. In der Barockzeit schuf man vielerorts in einer Seitenkapelle oder Krypta Andachtsstätten zur “ewigen Anbetung”, welche von den Gläubigen von Karfreitag bis zur Auferstehungsfeier aufgesucht wurden. Beim barocken Heiligen Grab bildet der Leichnam Christi das Zentrum, umgeben von prunkvollen Kulissen und Szenerien. Zusätzliche Gestaltungsmittel sind Figuren, ein Kreuz oder Sonnenrad, Kerzen, Blumen und die charakteristischen Schusterkugeln – das sind mit farbigen Wasser gefüllte Glaskugeln, die mit dahinterstehenden Kerzen oder Öllampen beleuchtet werden.

Zustand

Dicke Staub-und Schmutzschichten lagen auf den Textilien und somit auch auf der Malerei . Die Leinwand war an vielen Stellen eingerissen und hatte zahlreiche Fehlstellen. Die empfindliche Malerei – eine wasserlösliche Leimfarbe, die sobald sie mit Wasser in Kontakt kommt abfärbt, Flecken bekommt oder sich auflöst – war an ganz vielen Stellen ausgebrochen. Bei der leichtesten Berührung löste sich die Malerei von der Leinwand und bröselte ab; es gab viele Schmutzflecken und Wasserränder. Die unzähligen Nägel, die die Leinwand auf der Holzkonstruktion gehalten hatten, waren stark verrostet und zerstörten auch das umliegende Textil.

Maßnahmen

  • Erstellung und Durchführung des Konservierungs-und Restaurierungskonzeptes
  • Sicherung der Malschicht vor Demontage der textilen Grotte
  • Festigung der Malschicht (Problematik der Empfindlichkeit der Leimfarbe auf Feuchtigkeit)
  • Trockene Oberflächenreinigung der Malschicht
  • Trockene Reinigung der textilen Oberfläche in situ
  • Austauschen/Behandeln korrodierter Nägel in situ
  • Entfernen der korrodierten Sicherheitsnadeln der Grabeshöhle und stattdessen Anbringen von Nähten zur Fixierung des Faltenwurfes
  • Schließen sämtlicher Leinwandfehlstellen durch Einzelfadenverklebung/Intarsien/Leinwandhinterklebungen
  • Stabilisieren der Unterkonstruktion des Bogens und der Podeste
  • Bearbeiten der Papierpflanzen im Bereich des Bogens
  • Retusche: an allen textilen Objekten:

Alle Fehlstellen in der Malerei wurden mit Pigmenten und einem Bindemittel farblich ergänzt. Ergänzung des Glitters an der Grabeshöhle mittels aufgeklebter eingefärbter Glassplitter.


Weitere Referenzen